Interview mit dem Ehrenvorsitzenden
Es weihnachtet schon sehr, aber wir bleiben weiter für euch am Ball mit der Hochschulpolitik! Dieses Jahr möchten wir euch mit einem LHG Adventskranz durch den Dezember begleiten. Heute zünden wir die erste Kerze an und haben etwas ganz Besonderes: ein Interview mit unserem Ehrenvorsitzenden höchstpersönlich. Christopher Schaffel hat die LHG Münster 8 Jahre lang begleitet und geprägt. Er gibt uns mit seinen Antworten spannende Einblicke in die LHG von früher und ihre Entwicklung. Viel Spaß beim Lesen!
P.S.: Auf dem Bild seht ihr Christopher links nach einer erfolgreichen StuPa Sitzung. Passend zum schwelgen in Erinnerungen haben wir ein Bild von 2014 ausgewählt (deshalb die Bildqualität :D).
Warum bist du damals in die LHG eingetreten?
Als ich 2010 mein Studium angefangen habe, hießen die Liberalen an der WWU noch „Liberale Studierenden Initiative“ (LSI). Die Wahlergebnisse der LSI sind damals – entgegen dem allgemeinen politischen Trend – immer weiter zurückgegangen, was ich mir nicht so recht erklären konnte. Daran wollte ich etwas ändern und habe mich entschlossen, liberale Hochschulpolitik mitzugestalten und wieder voranzubringen.
Wie war die LHG früher?
Vor gut zehn Jahren hatte die damalige LSI schon mal eine Hochphase und war regelmäßig an wichtigen Positionen der Hochschulpolitik vertreten. Beispielsweise kamen der Präsident des Studierendenparlaments und der Fachschaftsvertretung Jura aus unseren Reihen. Zeitweise stellte die LSI sogar zwei der vier studentischen Senatsmitglieder. Vor knapp zehn Jahren waren dann aber leider viele langjährig Engagierte mit ihrem Studium fertig und sind aus der LSI ausgeschieden. Mit einem harten Kern an Neumitgliedern haben wir dann versucht, den Abwärtstrend zu stoppen und einen gemeinsamen Neuanfang zu starten.
Was konntest du mit der LHG erreichen?
Die meisten von uns Neumitgliedern waren damals in der politischen Arbeit eher unerfahren, deshalb haben wir uns zunächst bemüht, unsere Arbeit immer weiter zu professionalisieren. Dafür haben wir unter anderem die LSI in LHG umbenannt, um die Ressourcen unseres Bundesverbandes besser nutzen zu können und von einem deutschlandweiten Wiedererkennungswert zu profitieren. Gemeinsam konnten wir dann auch erste Erfolge einfahren: Ich war Mitglied einer (endlich wieder) zweiköpfigen StuPa-Fraktion und das liberale Zünglein an der Waage in der Fachschaftsvertretung Jura, dazu kamen respektable Ergebnisse in anderen Fachschaften, im Senat und in den Fachbereichsräten. Zweifelsohne ist das alles nicht mit den aktuellen Höhenflügen der LHG zu vergleichen, aber angesichts der politischen Großwetterlage vor vier bis fünf Jahren war die positive Entwicklung schon beachtlich und vielleicht einer der Grundsteine für heutige Erfolge.
Was hat sich in der LHG verändert?
Am auffälligsten ist sicherlich das enorme personelle Wachstum der LHG Münster. Frühere Arbeitstreffen konnte man noch gemütlich in der Kneipe an einem Tisch abhalten, mittlerweile kommen Woche für Woche zweistellige Mitgliederzahlen zusammen. Das erfordert eine verstärkte Koordination und Organisation, die bestimmt nicht immer völlig reibungslos funktionieren kann. Von der breiten Streuung der Studienfächer und der guten Vernetzung von LHG-Mitgliedern in den verschiedenen Fachschaften profitiert die LHG aber ungemein.
Inhaltlich hat sich die LHG ebenfalls weiterentwickelt. Sie wird mittlerweile als eigenständige Kraft wahrgenommen und nicht mehr als Teil eines vermeintlichen „bürgerlichen Lagers“. Der konstruktive, progressive Kurs mit liberalem Fundament gefällt offensichtlich nicht nur mir, sondern auch den Studierenden, die die LHG zur zweitstärksten Kraft in der Münsteraner Hochschulpolitik gewählt haben.
Was wünscht du dir für die Hochschulpolitik von heute?
Ein wesentliches Problem der Hochschulpolitik ist nach wie vor die latente Selbstüberschätzung, wenn auf den Sitzungen des Studierendenparlaments mal wieder Bundestag gespielt wird und Umwälzungen geopolitischen Ausmaßes im AStA-Häuschen initiiert werden sollen. Dabei ist die Hochschulpolitik als Selbstverwaltungsapparat mit eng umrissenem Zuständigkeitsbereich eigentlich ein Paradebeispiel lokaler Demokratie. Deshalb wünsche ich mir, dass alle Beteiligten es schaffen, sich von ihren politischen Ideologien ein Stück weit zu emanzipieren, weiter aufeinander zuzugehen und aus dem ihnen anvertrauten Geld den bestmöglichen Nutzen für die Studiensituation aller Studierenden herauszuholen.
Wenn die Hochschulpolitik nach außen mit gemeinsamer Stimme auftritt und für sämtliche Studierenden einen echten Mehrwert sichtbar macht, kann vielleicht auch irgendwann die Wahlbeteiligung und damit die demokratische Legitimation gesteigert werden. Dann hoffe ich aber auch, dass die Landes- und Bundespolitik häufiger auf die unmittelbar Betroffenen vor Ort hört und akzeptiert, dass die Studierenden oftmals wesentlich sachnähere Entscheidungen treffen können, als das im fernen Düsseldorf oder Berlin der Fall ist.